Geschichten

Das verzauberte Reh von Franka Boyke

Es war einmal ein junger Prinz. Der lebte ganz alleine in einem prachtvollen Schloss. 

Eines Tages war dem Prinzen so langweilig, dass er beschloss, mit seiner Zauberkutsche zu fahren. Er sagte: „Abrakadabra-Simsalabim, ich will zum Wald hin!“, und war genau dort, wo er sein wollte.

Der Prinz liebte den Wald, weil er mit Tieren sprechen konnte. Sein bester Freund war ein Eichhörnchen. Als er so durch den Wald ging, sah er plötzlich ein Reh auf dem Waldboden liegen. Sein Freund, das Eichhörnchen, saß daneben. „Hilf uns! Wir brauchen dringend eine Medizin. Sie wurde vergiftet“, sagte das Eichhörnchen. „Was soll ich tun?“, fragte der Prinz.

„Du musst zur großen dunklen Höhle. Dort wächst eine lila-blaue Blume. Die brauchen wir. Aber pass auf! Dort wohnt ein gemeiner Zwerg“, sagte das Eichhörnchen.

Der Prinz sprang in seine Zauberkutsche, sagte „Abrakadabra-Simsalabim, ich will zur Höhle hin“, und stand sofort davor. Doch die Blume konnte er nirgendwo finden.

Plötzlich gab es einen lauten Knall und ein kleiner Zwerg stand vor ihm. Er hielt die Blume in der Hand. „Suchst du die hier?“, fragte er und grinste den Prinzen gemein an.

„Ein Reh braucht die Blume, sonst stirbt es“, sagte der Prinz.

„Das ist kein normales Reh“, sagte der Zwerg. Der Prinz wusste nicht, was der Zwerg meinte und sagte: „Bitte, gib mir die Blume. Dafür kannst du soviel Gold haben, wie du willst.“

„Nein! Das Reh soll ruhig sterben“, sagte der Zwerg.

Der Prinz wusste erst nicht, was er tun sollte, aber dann hatte er eine Idee. Er rief die Waldtiere. Was er sagte, konnte der Zwerg nicht verstehen.

Auf einmal kamen Bienen, Vögel, Kaninchen, Füchse, ein Wolfsrudel mit 15 Jungen und sogar ein Bär zur Höhle. Sie stellten sich neben den Prinzen.

„Hilfe!“, schrie der Zwerg und ließ die Blume sofort fallen. 

Es gab wieder einen Knall und der Zwerg war weg.

Der Prinz stieg sofort in die Zauberkutsche ein und schrie: „Abrakadabra-Simsalabim, ich möchte zum Reh hin“, und war da.

Der junge Prinz trug das hübsche Reh in seine Kutsche. Das Eichhörnchen sprang auch rein. „Abrakadabra-Simsalabim, ich möchte zum Schloss hin!“

Dort kochte er aus der Blume einen Tee. „Trink das! Das wird dir helfen“, sagte er zum Reh. Er lief nochmal schnell hinaus, um eine Schüssel Wasser zu holen und als er zurückkam, lag auf seinem Bett eine wunderschöne junge Frau. Er verliebte sich sofort in sie. 

„Sie ist eine Prinzessin“, sagte das Eichhörnchen. „Der gemeine Zwerg wollte sie vergiften.“ Auch die Prinzessin verliebte sich sofort in den Prinzen. Als die beiden heirateten, waren alle Waldtiere eingeladen. Die beiden bekamen Kinder und lebten ein schönes Leben.